Mittwoch, 11. September 2013

briefe an henri vol. 2 - heuern und feuern

Östlich von Schlesien, September

Lieber Henri,

Wenn man auf der Autobahn von einer lahmen Familienkutsche überholt wird, dann ist es an der Zeit, seine Schrottkarre auszuschlachten und langsam in die Aare rollen zu lassen. Kannst dir dafür hier in Polen eine günstige E-Klasse aussuchen. Hat hier auch Wägelchen, die schon in Bern unterwegs waren, als Diplomatenautos. Überleg‘s dir mal. Was mich überrascht: Die Lehrerin hat also wirklich überlebt und ist weggekommen… Respekt, hätte ich nicht gedacht. Jedenfalls, was läuft mit ihrer Tochter, dieser roten Zora? Ist die auf etwas drauf oder noch brauchbar? Und von wegen Weiber: Deine Säufer sollten nicht über Weiber urteilen. Die Knalltüten kommen doch nicht mal mehr zum Resteficken. Im besten Fall halten die sich gegenseitig die Schwänze beim pissen. Deswegen auch meine norwegischen Souvenirs, die du leider verwechselt hast. Der Lachs wäre für deine Alte gewesen (passt doch) und die Utensilien wären für deine Kneipe gewesen. Damit du endlich einen Darkroom für die versoffenen Schwuchteln einrichten kannst. Spass beiseite. Ich weiss nicht, was schlimmer ist: Der von dir beschriebene Typus des Öko-Sozi-Fuzzi-Kunststudenten oder die vierschrötigen Quadratschädel, mit denen ich mich in Polen rumschlagen muss. Gestern habe ich meinen Audit der IT beendet und dafür gesorgt, dass vier sogenannte „Informatiker“ gefeuert wurden. Als ich am Abend noch einen trinken wollte, habe ich die Typen vor dem Hotel gesehen. Alle blickten ziemlich finster drein. Bin dann durch den Hinterausgang raus und habe frühzeitig ausgecheckt. Heute bin ich ohnehin in einer anderen Niederlassung, in Ostrowiec Swietokrzyski (Scheisse!). Habe leider die Übersicht verloren, ob ich dort als IT-Consultant oder als Wirtschaftsprüfer engagiert bin, aber ich habe immer alle gefälschten Diplome und Urkunden bei mir. Man weiss ja nie. Ach ja, hab hier eine Tänzerin kennengelernt, die ziemlich gut auf dein Profil passt. Ich kenne ja deinen Geschmack. Hab ihr mal das Leben in der Schweiz schmackhaft gemacht und deine Kneipe als Szenelokal angepriesen. Sie sollte sich in den nächsten Tagen bei dir melden, telefonisch oder per Mail. Wahrscheinlich telefonisch, keine Ahnung ob die grossartig schreiben kann. Sie spricht ein paar Brocken Deutsch. Ihr Name ist Malgorzata, aber ich würde sie einfach Ludmilla nennen. Du weisst schon, wegen diesem Patent Ochsner Song. Finde das passt besser. Halte die Kacke am dampfen!

Herzliche Grüsse


Ernie

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