Donnerstag, 3. April 2014

Briefe an Henri Vol. 11 - Erdbeerbaumfalter und Buschmänner

Lieber Henri,

Es gibt Dinge, die leben von ihren visuell wahrnehmbaren Reizen. Die Turtles sind so ein Fall. Die funktionieren nur, wenn man die mutierten Reptilien mit den fernöstlichen Kampfkünsten tatsächlich sieht. Es gibt den umgekehrten Fall, nämlich Dinge, die man besser nicht sehen sollte. Die Menschen, die man im Alltag antrifft, gehören in diese Kategorie. Diese hohlen Gesichter, denen man den Stumpfsinn von den Augen ablesen kann, die sollte man nicht sehen. Man sollte ihre krächzenden Stimmen nicht hören, wenn sie das Gedicht des jammervollen Todes aufsagen. Und auf jeden Fall sollte man ihren Gestank der seelischen Verwesung nicht riechen. Visuell, auditiv oder olefaktorisch, jede Form der Wahrnehmung dieser Gestalten ist mir zuwider. Ich fühle mich wie ein Mann, der auf einem brennenden Sprungturm steht und sich nur durch einen beherzten Sprung in einen Pool retten kann. Der einzige Haken ist, dass der Pool mit Scheisse gefüllt ist. Ich weiss nicht, ob diese Analogie (hihi, A-N-A-L-ogie, hihi) funktioniert, aber lassen wir es dabei. Back to Business: Ich habe das Panini-Projekt in Angriff genommen. Musste dafür ein paar andere Verpflichtungen sausen lassen (wusstest du, dass ich gewählter Präsident einer Organisation zur Erhaltung des Erdbeerbaumfalters bin?). In meinem ersten Päckchen konnte ich bereits mit hochkarätigen Spielern wie Jozy Altidore und Antonio Valencia aufwarten. Zwei Premier League Spieler sind ein guter Anfang. Daneben gab es noch Park Joo-Ho (rate die Nationalität), Sotiris Ninis und Dario Vidosic (der vom FC Constantinopel Wallis). Leider gibt es nur noch wenige Kultspieler wie anno 1994. Du erwähntest mal Andy Egli. Dann gab es noch Edwin Van der Sar (Edwin mit de Segel Ohr), Jap Stam, Alexis Lalas oder den Klassiker, Carlos Valderrama. Zu Letzterem ist mir jedoch aufgefallen, dass die Brasilianer auf gutem Wege sind. Mit Dante, Willian, Marcelo und David Luiz lebt der Busch weiter. Bisher habe ich meines Wissens noch keine Dubletten, aber sicher kann ich das nicht sagen. Mein System ist etwas chaotisch. Ich begrüsse übrigens deine Bemühungen, die Welt zu verbessern. Du bist ein guter Kerl, auch wenn dein Bier manchmal schal schmeckt und alles in deiner Bar immer klebrig ist. Mir ist Perfektion oder der Versuch dessen suspekter als makelhafte gute Absichten. Ich bin fest überzeugt, dass das Böse in den geschniegelten Lackaffen dieser Welt zu finden ist. Jedesmal wenn ich sie während eines Businessmeetings in ihrem Affengehege beobachte, wie sie sich aufplustern und in der Gegend herum klettern, dann wird mir übel. Der Tod des kleinen Mannes ist das Leben des reichen Mannes. Das Leben des reichen Mannes ist der Tod des kleinen Mannes. Ich glaube, ich muss mal wieder zum Zahnarzt. Das hasse ich.

Liebe Grüsse


Ernie